Donnerstag, 6. Juni 2013

Teil 35


Falls du die anderen Teile dieser Geschichte noch nicht gelesen hast, findest du sie hier.


,,Du bist aber nicht oft hier oder?“ 
Nachdem er die Tasche abgestellt hatte, kam er zu ihr herüber und setzte sich auf die andere Seite des Spinnrades. ,,Ich bin hier aufgewachsen.“ Verblüfft weiteten sich ihre Augen und sie schaute sich noch einmal genauer um. ,,Es ist schon etwas länger her.“ Ein sanftes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Das Rad drehte sich unablässig zwischen ihnen beiden. 
,,Wo ist deine Familie jetzt?“ Sofort nahm dieser dunkle Fleck sein Herz wieder ein und die Traurigkeit übermannte Zev. Dies passierte jedes Mal, wenn er an seine Familie dachte. Obwohl er niemals wirklich eng mit ihnen verbunden war, so war es doch seine Familie gewesen. 
,,Sie sind gestorben.“ Maelles Mund formte ein überraschtes O, bevor sie betreten auf den Boden blickte. ,,Das tut mir Leid.“ Zev gab dem kurz vor dem Stillstand stehenden Rad noch einmal Anschwung. 
,,Es ist schon lange her. Ich war noch ein Junge. Ich erinnere mich kaum noch an sie.“ Der letzte Teil war natürlich eine glatte Lüge gewesen. Zev erinnerte sich noch genau an sie. 
Ähnlich wie Maelle jetzt hatten auch seine Schwestern neben dem Rad gesessen. Ihre blonden Haare waren immer zu dicken Zöpfen geflochten gewesen, die ihnen an der Seite herunterhingen. Umso Älter sie wurden, umso mehr veränderte sich di Frisuren. Lisa, seine älteste, hatte sich selbst die lustigsten und merkwürdigsten Zöpfe in die Haare geflochten. 
Maelle schaute ihn mit einem traurigen Lächeln an. ,,Du denkst nicht wirklich, dass ich dir das glaube?“ ,,Was?“ Er löste sich aus seinen Erinnerungen und blickte Maelle in die strahlenden Augen. Sie lächelte noch immer, während sie das Rad wieder ganz leicht drehte. 
 Maelle atmete einmal tief ein. ,,Meine Mutter, sie ist gestorben, als ich noch sehr jung war. Ich habe sie leider nie kennen gelernt.“ Jetzt war es Zev der sie betroffen und überrascht ansah.
Ein solches Geständnis hatte er nun wirklich nicht erwartet. 
,,Aber meine Brüder und beide erzählen noch heute von ihr. Sie wissen noch jedes kleinste Detail.“ Langsam stand Maelle auf und kam zu ihm herüber. 
,,Damit meine ich nicht einmal ihr Aussehen, dass kenne ich auch nur zu gut. Nein ich meine die Erlebnisse und Ereignisse, die sie mit ihr geteilt haben. Dinge die, wenn man sie erlebt, als unwichtig betrachtet. An genau so etwas erinnern sie sich und haben mir ganz oft davon erzählt.“ 
Das Spinnrad hatte endgültig aufgehört zu drehen, als Maelle sich neben Zev setzte. 
,,Möchtest du mir von deiner Familie erzählen?“ 

Copyright © Julia

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen