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Bevor er antwortete sah er sie lange einfach nur
an. In gewisser Weise war es ja genau das was er wollte, als er sie hergebracht
hatte. Dennoch viel es ihm unglaublich schwer über seine Vergangenheit zu
sprechen. Noch nie hatte er jemanden davon erzählt.
Noch nie hatte sich jemand
dafür interessiert. Wie viel konnte er erzählen? Wie viel durfte er erzählen,
ohne dass sie ihn für verrückt hielt.
Er fürchtete, dass sie einfach gehen
würde, wenn er ihr alles erzählte. Oder noch schlimmer, dass sie ihm glauben
würde. Dann nämlich würde, ja musste sie ihn einfach hassen. Er hasste sich ja selbst für all das,
was er getan hatte.
Irgendwann stand er auf und reichte Maelle seine Hand.
,,Komm mit. Wir machen einen kleinen Spaziergang.“ Irritiert griff sie nach
seiner Hand und ließ sich ohne Widerstand auf die Füße ziehen. Plötzlich stand
sie direkt vor ihm. Viel zu nah. Zevs Atem stockte, als er ihren Duft ein sog.
Ihr Haar roch nach Schokolade und Minze.
So wie alles an ihr irgendwie
einzigartig und besonders war, so war es selbst ihr Duft. Zev fragte sich, woran
Maelle wohl in diesem Moment dachte und er wäre gerne mutig genug, sie zu
fragen. War er aber nicht. Stattdessen trat er einen Schritt zurück. Maelle
hatte ihren Blick nach unten gerichtet.
Sie lächelte.
Die Sonne war bereits
untergegangen und hatte den Wald in absoluter Dunkelheit zurückgelassen. Sie
ging neben ihm her und Zev spürte, dass sie besonders darauf achtete ruhig zu
atmen. Er sprach sie nicht darauf an, sondern ging, den schmalen Pfad folgend immer
tiefer in den Wald.
Zev hatte ein genaues Ziel vor Augen, doch das verriet er
ihr nicht. Schließlich sollte es eine Überraschung sein. Plötzlich endete der
Pfad vor einem kleinen Brunnen, der dort bereits stand, so lange Zev denken
konnte. Früher war er überlebenswichtig für sie gewesen, doch heute lag er
ausgetrocknet und verlassen da. Ohne anzuhalten bog Zev rechts ab und
marschierte in den Wald hinein. Er war bereits einige Meter voran gegangen, als
er bemerkte, dass Maelle ihn nicht begleitet hatte.
Völlig verloren stand sie
am Rand des Weges und blickte irritiert zwischen die dunklen Tannen hindurch. Zev kam sofort zu ihr
zurück und blieb direkt vor ihr stehen. ,,Alles in Ordnung?“ Ein scheues
Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie leicht nickte. Kurz überlegte Zev ob
es nicht klüger wäre zurück zu gehen, scheinbar hatte sie wirklich Probleme mit
dem Wald. Ja sogar eine, für ihn unerklärliche Angst davor.
Doch stattdessen folgte er einem Impuls und ergriff ihre Hand, um sie sanft weiter hinein zu ziehen. Ohne
den geringsten Widerstand ließ sie sich von ihm führen. Keiner von beiden
sprach, während er sie durch die Wirrungen des Waldes führte.
Er bewegte sich schnellen Schrittes und ohne irgendwelche Probleme hindurch. Schließlich war dies seine Heimat. Er kannte jeden Ast und jeden Stamm und wusste wie er den einzelnen Felsen und Sträucher ausweichen musste.
Maelle hingegen
hatte deutlich mehr Probleme. Sie stolperte ziemlich häufig und als sie tatsächlich beinahe einmal hinfiel, konnte Zev sie gerade so
auffangen.
Dennoch hatte sie sich irgendwann ohne etwas zu sagen auf einen umgefallenen Stamm gesetzt und
atmete unruhig. ,,Tut mir leid, ich hätte nicht gedacht, dass du den Wald so
fürchten würdest. Wir können auch zurückgehen.“ Er kniete sich neben sie und blickte besorgt in ihr rot verfärbtes Gesicht. Maelle blickte ihm fest in die Augen, als sich überraschenderweise ein Lächeln auf ihre Lippen formte. ,,Ich habe doch keine
Angst vor dem Wald.“ Sie rieb ihren Knöchel. ,,Ich bin einfach trotteliger als
du. Lass uns weitergehen. Jetzt bin ich noch
gespannter was du mir zeigen möchtest.“ Sie sprang auf ihre Füße, wodurch sich ihr zauberhaftes Gesicht für einen Augenblick in einen schmerzverzerrte Grimasse verwandelete. ,,Aber bitte etwas langsamer." Als Zev ungläubig die Augenbrauen hob, lächelte sie ihn schief an.
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