Heute folgt, passend zu der Rezension am Mittwoch ein wirklich interessantes Interview von Michael Meisheit, dem Autor von Nicht von dieser Welt.
Stell Dich doch bitte einmal
kurz vor.
Mein Name ist Michael Meisheit - wobei ich als Autor
in der letzten Zeit eher als „Vanessa Mansini“ bekannt geworden bin.
Tatsächlich bin ich aber ein Mann, verheiratet, zwei kleine Kinder, lebe in
Berlin und bin „hauptberuflich“ Drehbuchautor.
Wie bist Du zum Schreiben
gekommen und wann hattest Du deine ersten Gehversuche unternommen?
Schon als Kind habe ich wahnsinnig gerne gelesen und
später auch Filme geschaut. So dass ich schon als Teenager viel Zeit mit
Schreiben und Filme gucken verbracht habe - der Beruf des Drehbuchautors war
dann nur die logische Konsequenz. Das erste Mal „für Publikum“ geschrieben habe
ich wahrscheinlich, als ich mir Abenteuer für „Das schwarze Auge“ oder
ähnliches ausgedacht habe. Wobei ich da weniger geschrieben als geplottet habe
...
Wie sieht Dein Schreib-Alltag
aus bzw. wie gestaltest Du das Schreiben?
Du eventuell auch schon Erfahrung mit Schreibblockaden machen müssen und hast Du Tipps für junge Autoren damit umzugehen?
Du eventuell auch schon Erfahrung mit Schreibblockaden machen müssen und hast Du Tipps für junge Autoren damit umzugehen?
Kind in den Kindergarten. Frühstücken, Schreibtisch.
So lange bis meine Frau die weiße Fahne schwenkt, wenn am Nachmittag beide
Kinder zu Hause sind. Früher war das anders - da habe ich gerne geschrieben,
wie ich Lust hatte, aber mit Familie geht das nicht. Schreibblockaden kenne ich
so bisher nicht. Aber vielleicht liegt das auch daran, dass ich schnell
ungeduldig werde, wenn mir etwas nicht sofort gelingt und dann einfach an die
nächste Szene bzw. das nächste Kapitel gehe. Das wäre auch mein Tipp: Wenn
etwas nicht klappt, egal, weitermachen, später zurückkehren. Viele Probleme
lösen sich von hinten gedacht von alleine ...
Wo
schreibst Du am Liebsten bzw. hast Du besondere „Rituale“ beim Schreiben?
Schreibtisch ist schon
schön, aber mit dem Laptop kann ich im Prinzip überall arbeiten. Das empfinde
ich als Privileg!
Wie kamst du auf die Idee
deines Buches? War es eher ein spontaner Einfall? Ein Traum? Oder wurdest du
von etwas inspiriert?
Das war sehr spontan. Ich habe „Nicht von dieser
Welt“ ja erst einmal als Blog geschrieben. Und damals ging es mir mehr darum,
dass ich etwas Neues ausprobieren wollte. Mir war klar: Ich muss recht nah an
meinem eigenen Leben schreiben, sonst schaffe ich das nicht über Monate so
nebenbei. Gleichzeitig sollte es klar fiktiv sein. Also schrieb ich aus Sicht
einer Frau und was deutet mehr auf Fiktion hin als ein Außerirdischer?
Wie entstehen die
Protagonisten Deines Buches? Sind Deine Figuren immer rein fiktiv oder lässt Du
dich auch von realen Personen inspirieren?
Ich lasse mich auf jeden Fall durch reale Personen
inspirieren. Allerdings nie 1-zu-1. Figuren sind also meist eine Mischung aus
mehreren echten Personen (die ich kenne oder über die ich in Artikeln gelesen
habe), vielleicht mit anderen fiktiven Figuren ergänzt und hier und da noch
eine Eigenheit als Würze.
Was bereitet Dir mehr
Schwierigkeiten? Der Anfang oder das Ende Deines Buches?
Das Ende ist das Schwierigste. 70% der Zeit verbringe
ich mit den letzten 10-30% einer Geschichte. Meist wird erst danach alles
andere noch einmal richtig erzählt. Insofern war „Nicht von dieser Welt“
besonders schwierig zu schreiben, weil ich es chronologisch geschrieben habe
und das Ende bis zum Schluss offen halten wollte - letztlich haben die
Leserinnen des Blogs entschieden, wie es ausgeht ...
Nach welchen Kriterien hast
Du dich für dein Cover entschieden bzw. wie kamst Du auf deine Idee?
Die Idee hatte mit dem Schatten hatte mein
Illustrator Henk Wyniger. Wir haben dann viele Entwürfe diskutiert und
verworfen, bis es so war, wie es nun ist.
Wie hast Du deinen Titel
gefunden?
Der war plötzlich einfach da. So naheliegend, aber
doch so speziell, weil er direkt die Portion Ironie hatte, die zu dem Buch
passte - ich bin davon überzeugt, dass Cover und Titel die halbe Miete beim
großen Erfolg des Buchs waren.
Welcher Zielgruppe würdest
Du deine Bücher am ehesten empfehlen?
Offensichtlich ist es eher weiblich, nicht zu jung,
damit man die Leiden einer jungen Mutter ein wenig nachvollziehen kann. Und
offen für neue Formen - denn die Form des Blogs ist ja sehr ungewöhnlich.
Andererseits gibt es auch männliche oder sehr junge Fans - also empfehle ich
allen, mal die Leseprobe anzuschauen. Dann weiß man schnell, ob man es etwas
damit anfangen kann.
Der Indie-Buchmarkt ist ja
ein umstrittenen Thema, dennoch wächst der Markt von Tag zu Tag, was sagst Du
denn dazu? Wie sind Deine Erfahrungen?
Ich liebe die Möglichkeiten, die ich heute als
Selfpublisher habe. Das hat mich gereizt, hier einzusteigen, mit meinen
vorhandenen Texten zu experimentieren. Aber klar, es gibt auch viel Mist, der
nun veröffentlicht wird. So ist es nun einmal, wenn alles neu ist: Wege müssen
gefunden werden, alle müssen dazulernen. Für mich nicht schlimm, sondern
spannend. Pionier zu sein, ist ein tolles Gefühl!
Nicht von dieser Welt hat
ja als Blog-Projekt begonnen. Wie kamst du auf diese Idee? Warum hast du dich
für den Schritt entschieden es als Buch zu veröffentlichen?
Der Blog war eines dieser Experimente, die nun mit
dem Internet für Autoren möglich sind. Ich denke, dass da noch viel mehr
innovatives gehen würde - mir fehlt nur bisher die Zeit. Aber seit Jahren denke
ich schon: Man muss als Autor doch mehr machen können als einfach seine Texte
online zu stellen. Dass ich dann ein eBook draus gemacht habe, war ursprünglich
gar nicht geplant. Ich wollte dabei eigentlich - mangels Zeit, etwas Neues zu
schreiben - wieder experimentieren.
Diesmal mit dem Marketing für ein eBook bei
Amazon ...
Welche Schwierigkeiten gab es bei dieser ,,Blogeintrag-Schreibweise“ im
Vergleich zu einer eher ,,buchtypischen“ Schreibweise?
Das mit dem Ende habe ich ja schon erwähnt. Aber es
ist natürlich auch generell was ganz anderes, wenn man nur einen roten Faden im
Kopf hat und alle paar Tage ein neues Kapitel schreibt, das man dann nicht mehr
ändern kann, weil es veröffentlicht ist. Das hat den Reiz ausgemacht, war aber
auch teilweise schwierig.
Welches Buch hat einen
nachhaltigen Eindruck bei Dir hinterlassen und ist aus Deinem Bücherregal nicht
mehr wegzudenken?
Es gibt da sicher nicht das EINE Buch. In meiner
Jugend war es vielleicht „Herr der Ringe“, später alles von John Irving. In den
letzten Jahren haben Fernsehserien eindeutig die Vorherrschaft in besagtem
Regal übernommen ...
Wenn Du in Dein eigenes
Bücherregal schaust – welches Genre ist hier am meisten vertreten?
Dramen mit mehr oder weniger viel Humor. So kann man
es vielleicht zusammenfassen. Aber es ist insgesamt ein sehr bunter Mix, da ich
auch viele Bücher als Recherche für Themen kaufe ...
Mit welcher literarischen
Figur würdest Du gerne einmal einen Tag verbringen?
Jay Gatsby. Aber auch nicht mehr als einen Tag ...
Vielen Dank für diesen spannende Interview.
Wer noch mehr über Michael Meisheit erfahren möchte, schaut einfach mal hier vorbei: http://michaelmeisheit.de/
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