Dienstag, 17. September 2013

Un Tatar - Die Geschichte hinter der Geschichte

Heute folgt ein weiterer-doch diesmal ein eher ausgefallener-Beitrag zum Thema Interviews: Die Autoren erzählen. Diesmal hat sich Guido Rohm, der Autor von Untat an meinen kleinen Fragebogen gewagt und etwas Ungewöhnliches und absolut Spannendes daraus erschaffen. Also macht euch bereit für die Geschichte eines Krimi-Autors und immer daran denken, man darf nicht einfach in der Mitte umdrehen und wieder zurück gehen ;) 


Stell Dich doch bitte einmal kurz vor.
Mein Name ist Guido James Jack Vladimir Arno Thomas Herbert Julius Peter Allen Jonas Detmold Rohm. Ich wurde am 26. August 1970 als das achte von sieben Kindern in Fulda geboren. Meine Mutter erkannte früh mein Talent, sich vor allen Formen von Arbeit drücken zu wollen und empfahl mir daher den Beruf des Freischaffenden Künstlers, den ich kurzzeitig vom 4. bis zum 5. Juni 1986 ausübte. In dieser wilden Zeit schuf ich bekannte Bilder wie "Das Auge des Ikarus" und "Bleierne Birnen". Auch zahlreiche Skulpturen entstammen dieser Epoche.
Nach dieser euphorischen Frühphase verlegte ich mich auf das Sammeln von Sammelbildchen. Dies betrieb ich relativ ernsthaft bis zum Mai 1999. Ich häufte mit meinen Sammelbilderalben ein kleines Vermögen an, das ich anschließend auf einer Feier in Havanna verjubelte. Um mein Leben nicht sinnlos enden zu lassen, gründete ich eine Band, die sich auf Mutproben verstand. Wir zogen damals durch halb Deutschland, so etwa durch Städte wie Nicaragua und Padua, die zum Glück heute auf jedem Lehrplan stehen.
Dann Anfang 2009 plötzlich die Wende, als mich der Seeling-Verlag anschrieb, ob er nicht mein erstes Buch verlegen dürfte. Ich bat mir eine Bedenkzeit von zwei Jahren aus, wurde aber dank diverser Geschenke des Verlags (Rolls Royce, Diener, eine goldene Sänfte etc.) rasch handschlägig. Ein Vertrag wurde nie unterzeichnet. So etwas verweigere ich bis heute. (Etwa ein Jahr nach unserem Handschlag wurden Verleger Jens Seeling und ich außerdem noch Blutsbrüder und Organspender. Aber das nur nebenher.)
Fortan entstanden in rascher Reihenfolge meine ersten Bestseller. "Blut ist ein Fluss" wurde von zwei Reihenhäusern meiner Heimatstadt zweimal hintereinander zum Buch des Jahres 2011 gewählt. Dafür nochmals: Danke!

Wie bist Du zum Schreiben gekommen und wann hattest Du deine ersten Gehversuche unternommen? 

Zum Schreiben kam ich wie die Jungfrau zum Kind. Ich kann es mir bis heute nicht erklären, wachte ich doch eines Morgens mit dem Wunsch auf, fortan ein paar Romane, Gedichtbände und Theaterstücke zu verfassen. Raffiniert wie ich war, besorgte ich mir einen Füller, um die Worte auch festhalten zu können. Ich war damals drei Jahre. Meine Eltern ängstigten sich, ich könnte zurückgeblieben sein, schrieben meine Brüder doch bereits seit ihrem zweiten Lebensjahr diverse Romane, die bis heute zum Kanon der Weltliteratur gehören.

Wie sieht Dein Schreib-Alltag aus bzw. wie gestaltest Du das Schreiben?
Hast Du eventuell auch schon Erfahrung mit Schreibblockaden machen müssen und hast Du Tipps für junge Autoren damit umzugehen?

Mein Schreiballtag beginnt meist gegen Nachmittag, manchmal auch erst gegen Abend. Unausgeschlafen bin ich zu nichts zu gebrauchen. Nach dem Aufstehen rauche ich ein paar Zigarren und unterhalte mich mit meinen Kindern, die meist schon bald wieder ins Bett müssen. Ich frühstücke, während die anderen ihr Abendessen einnehmen. Ist das erledigt, widme ich mich auf dem Klo meiner jeweiligen Lieblingszeitschrift. Danach gucke ich ein bisschen Fernsehen, Sendungen wie RTL EXPLOSIV und BAUER SUCHT FRAU stehen ganz weit oben auf meiner Favoritenliste. Ist das erst alles erledigt, überprüfe ich, was die Kinder vor dem Zubettgehen für mich geschrieben haben. Ist davon etwas zu gebrauchen, wird es sofort als Mailanhang an den Verlag geschickt. Ist nichts Geeignetes darunter, hagelt es Vorwürfe und Schlafentzug. Von etwas muss die Familie ja leben.
Schreibblockaden hatten die Kinder, vielleicht auch ihres Alters wegen (3, 5, 7, 9, 11 und 13 Jahre) bisher - zum Glück! - noch nicht. Sie gehen an die ganze Sache eher unbefangen heran.  

Wo schreibst Du am Liebsten bzw. hast Du besondere „Rituale“ beim Schreiben?

Schreibe ich mal selbst, was nicht oft vorkommt (s.o.), mache ich es am liebsten unter der Dusche oder während des Beischlafs. Gute Romane, so wie ich sie schreibe, entstehen mehr als Abfallprodukt alltäglicher Handlungen. Rituale pflege ich keine, außer jenen, denen ich nachts auf dem örtlichen Friedhof fröne. Aber die haben mehr etwas mit meiner religiösen Ausrichtung (Satanismus) zu tun. Heil dir, Satan!, wenn mir die kleine Anmerkung erlaubt ist.

Wie kamst du auf die Idee deines Buches? War es eher ein spontaner Einfall? Ein Traum? Oder wurdest du von etwas inspiriert?

Die Idee zu dem Buch kam mir beim Kochen. Ich bin ein passionierte Hobbykoch, und während ich ein paar Rüben zerhackte, dachte ich: Hey, das wäre was.

Wie entstehen die Protagonisten Deines Buches? Sind Deine Figuren immer rein fiktiv oder lässt Du dich auch von realen Personen inspirieren? 

Meine Figuren existieren alle. Sie wohnen in meinem näheren Umfeld, so etwa der irre Axt-Mörder aus meiner Novelle "Blut, bis es gerinnt, alter Toback". Erfunden habe ich bisher noch keinen Charakter. Das würde meiner Nachbarschaft auch gar nicht gefallen. Wir wohnen Zelle an Zelle. Da hält man zusammen.

Was bereitet Dir mehr Schwierigkeiten? Der Anfang oder das Ende Deines Buches? 

Am meisten Schwierigkeiten bereitet mir die Zeit, die meine Kinder benötigen, bis einer meiner neuen Romane fertiggestellt ist. Sind eben Kinder. Das muss ich berücksichtigen. Die kleinen Racker wollen hin und wieder auch noch mal auf den Spielplatz. Pah!    

Was hat dich zu dieser Geschichte inspiriert? Wann kam dir die Idee?

Inspiriert hat mich das Geld, das ich vom Verlag dafür bekommen habe - und noch bekomme. Sie überweisen es mir inzwischen täglich. Auch Frauen werden mir zugeführt. Und Tiere aus Island. Wie du weißt, gelte ich als Sexmonster. Da ist einiges dran. Das kann ich einfach nicht verleugnen.
Die Idee kam mir beim Rübenhacken (s.o.).



Nach welchen Kriterien hast Du dich für dein Cover entschieden bzw. wie kamst Du auf deine Idee? 

Meine Cover entstehen alle in Heimarbeit. Malen nach Zahlen. Sehr zu empfehlen. Im Fall von UNTAT hatten sie im Laden gerade nichts anderes vorrätig. Daher dieses.

Wie hast Du deinen Titel gefunden? 

Den Titel habe ich, klingt unwahrscheinlich, ist aber wahr, auf der Straße gefunden. Stand auf einem Zettel, den jemand fortgeworfen hatte: 10 Zwiebeln, Butter, Essig un Tatar. Aus "un Tatar" wurde aufgrund meiner Leseschwäche UN TAT. So war das mit dem Titel. Hochheiliges Ehrenwort!




Welcher Zielgruppe würdest Du deine Bücher am ehesten empfehlen?

Ich würde meine Bücher vorwiegend Frauen empfehlen, die sexuell offen sind, die Stellungen, wie den Schwedischen Helikopter bevorzugen, und die Interesse daran haben, sich mit mir gelegentlich zu treffen. Alle anderen müssen es aber, aus finanziell-intellektuellen Gründen, ebenfalls kaufen.

Du hast dich bei Untat ja eher für eine ungewöhnliche Erzählperspektive entschieden, aus welchem Grund?

Hm, ich habe die Kinder danach gefragt. Sie haben im Chor gerufen: "Ehrlich, Papa, WIR wissen es nicht!" War wohl eher ein Zufall, weil es eine Gemeinschaftsarbeit war.

Die Geschichte von zwei Reportern, die bei einer Entführung dabei sind, ist ja schon etwas Außergewöhnliches. Wieso hast du dich gerade für dieses Thema entschieden? Wie bist du auf diese Geschichte gekommen? Hat dich etwas dazu inspiriert? 

Die Kinder gelten als verspielt. Ich denke persönlich, auch wenn ich das Buch nie ganz gelesen habe, vermutlich seines Umfangs wegen, dass es ihnen nicht auf zwei Journalisten ankam, wenn es denn überhaupt zwei sind, sondern auf uns Leser, auf uns Zuschauer, die WIR stets Zaungäste des Grauens sind. Man sollte es aber auch nicht intellektuell überhöhen. Am Ende sind und bleiben es Kinder, die übrigens - eine kleine Randbemerkung - bereits einen neuen Roman beendet haben, der im nächsten Jahr erscheinen wird. Titel: Schmutzige Hunde. Ha! Ein Kindertitel eben.        

Welches Buch hat einen nachhaltigen Eindruck bei Dir hinterlassen und ist aus Deinem Bücherregal nicht mehr wegzudenken? 

Tja, Bücher, die ich empfehlen würde, sind "Die Geschichte der O", "Rambo" und die Matrix-Trilogie.

Wenn Du in Dein eigenes Bücherregal schaust – welches Genre ist hier am meisten vertreten?

Welches Genre? Erotik, Action und Science-Fiction (s.o.). Ach, was soll's. Streichen wir die letzten beiden.

Mit welcher literarischen Figur würdest Du gerne einmal einen Tag verbringen?

Pippi Langstrumpf. Mit ihr würde ich mich schon gerne mal treffen. Oder Rosa Luxemburg, nach der das gleichnamige Land benannt wurde. Winnetou wäre auch eine Möglichkeit, auch wenn er bürgerlich Pierre Brice heißt.
Am Ende möchte ich es nicht versäumen, mich bei dir und der Bäckerei Happ in Fulda zu bedanken.
  
Eines der besten Interviews, die ich je lesen durfte, dafür danke ich Guido Rohm und wer Lust hat noch mehr über diesen außergewöhnlichen Autor zu erfahren, schaut doch einfach mal hier vorbei  http://auslage.wordpress.com/


                                                                               Copyright © Julia

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