Montag, 27. Januar 2014

Interview: Thomas Elbel

Guten Morgen und einen schönen Start in die Woche meine Lieben. 
Um diesen euch auch gleich zu versüßen, präsentiere ich euch zu Beginn des Tages das Interview mit Thomas Elbel, dem Autor von Megapolis, der uns verrät, was für ein Geheimnis hinter (fast) jeder Schreibblockade steckt und aus eigener Erfahrung berichten kann, was besser ist, durch einen Verlag zu veröffentlichen oder es eigenständig zu tun.
Ich wünsche euch viel Spaß und eine tolle Woche!


Stell Dich doch bitte einmal kurz vor.  
Hallo. Ich bin Thomas Elbel, Erdenbürger seit 45, Ehemann seit 6, Professor seit 3, veröffentlichter Schriftsteller und Vater seit 2 Jahren.



 Wie bist Du zum Schreiben gekommen und wann hattest Du deine ersten Gehversuche unternommen?
Nachdem ich als Schlagzeug- und Gesangsschüler versagt habe, ein grauenhafter Zeichner bin und eine Schauspielkarriere an meinen 198 cm scheitern musste blieb nur noch Schreiben übrig. Ich schreibe seit ca. 1998, als ich mein künstlerisches Erweckungserlebnis in einem Nachtzug hatte.

Wie sieht Dein Schreib-Alltag aus bzw. wie gestaltest Du das Schreiben?
Hast du eventuell auch schon Erfahrung mit Schreibblockaden machen müssen und hast Du Tipps für junge Autoren damit umzugehen?

Mein Leben war in den letzten 4 Jahren so turbulent, dass es einen regelrechten Schreiballtag nicht gibt. Mein literarisches Schreiben muss sich meine Aufmerksamkeit mit meinem Hauptberuf, meiner Frau und meinem Sohn teilen. Da muss man flexibel sein, mal tags mal nachts und zwischendrin schreiben, wie es halt gerade passt. Schreibblockaden hat jeder Schriftsteller. Ich habe mal ein Interview mit dem Agenten von Neil Gaiman gehört. Der erzählte davon, wie ihn Neil eines Tages anrief, berichtete, dass er in der Mitte seines Romans festhinge, festgestellt habe, dass sein Roman bis dahin total Scheiße sei, seine Grundidee fade, die Figuren uninteressant und dass er am liebsten alles hinschmeißen möchte. Der Agent hat ihm geantwortet: „Neil, ich weiß nicht, ob es Dir bewusst ist, aber du rufst mich jedes Mal ungefähr in diesem Stadium Deiner Romane an und erzählst mir genau das und dann schreibst Du sie trotzdem zu Ende und sie werden alle Welterfolge.“ Neil hat dann auch dieses Buch zu Ende geschrieben und es wurde wieder ein Welterfolg.
Schreibblockaden können die verschiedensten Ursachen haben. Manchmal sind sie ein Hinweis, dass tatsächlich irgendetwas nicht stimmt, z.B. das man eine Figur in eine Aktion treiben will, die nicht zu ihr passt. Dann muss man Distanz gewinnen und ggfs. etwas ändern. Natürlich kann eine Schreibblockade auch ein Zeichen schlichter Überarbeitung sein. Dann muss man sinnvoll Pause machen. Die Muse lässt sich nicht zwingen. Ray Bradbury, der Autor von „Fahrenheit 451“ empfiehlt assoziatives Schreiben, d.h. einfach drauflos schreiben, was einem in den Sinn kommt, und wenn es die Einkaufsliste für morgen ist, einfach nur um wieder in den Fluss zu kommen.


Wo schreibst Du am Liebsten bzw. hast Du besondere „Rituale“ beim Schreiben?
Normalerweise am liebsten an meinem heimischen Schreibtisch. Der jüngere meiner beiden Kater liegt dann auf dem Laptop, streckt mir seinen kleinen Katzenwanst entgegen und schnurrt friedlich im Licht der Schreibtischlampe. Ich schreibe lieber bei schlechtem Wetter, aber das lässt sich nicht immer bestellen. Besonders gern schreibe ich in Zügen. Offensichtlich sind meine Gedanken gut in Bewegung, wenn das für den Körper auch gilt.

Wie kamst du auf die Idee deines Buches? War es eher ein spontaner Einfall? Ein Traum? Oder wurdest du von etwas inspiriert?
Zu Megapolis haben mich meine Lieblingsfilme inspiriert, also „Bladerunner“, „The Thirteenth Floor“, „Dark City“, „Pandorum“. Gemeinsam ist allen, dass der Protagonist sich häufig im Irrtum über seine Welt befindet und sich über diese und seine Rolle darin erst klar werden muss. Formal ist allen diesen Filmen eine gewisse Bedächtigkeit und starke Betonung der Ästhetik gemeinsam. Ich versuche eine ähnliche Atmosphäre zu erzeugen.

Wie entstehen die Protagonisten Deines Buches? Sind Deine Figuren immer rein fiktiv oder lässt Du dich auch von realen Personen inspirieren?
Es ist sicher nicht das schlechteste eine vorhandene reale oder andere fiktive Figur als Ausgangspunkt zu nehmen. Das erleichtert den Identifikationsprozess zu Beginn. Allerdings verändern sich Figuren häufig im Verlauf des Entstehungsprozesses. Bei mir hat noch keine Figur den Schreibprozess „ungeschoren“ überstanden. Erst in der Handlung lernt man die eigenen Figuren wirklich kennen.

Was bereitet Dir mehr Schwierigkeiten? Der Anfang oder das Ende Deines Buches?
Es ist die dritte Möglichkeit: Die Mitte. Tatsächlich verspüre ich ähnlich wie Neil Gaiman in der Mitte des Buches häufig so eine Art Durchhänger. Der Zauber des Anfangs ist aufgebraucht. Das Schreiben ist jetzt richtige Arbeit, aber mir ist noch nicht völlig klar, wie ich zu dem Ende komme, das ich mir vorgestellt habe. Da hilft nur Zähigkeit. Es ist ein bisschen wie Bergsteigen. Die Überwindung des Gipfels ist wahrscheinlich der mühsamste Teil, denke ich.

Nach welchen Kriterien hast Du dich für dein Cover entschieden bzw. wie kamst Du auf deine Idee?
Bei Megapolis habe ich mich bewusst entschieden, mich an der Optik der anderen beiden Bücher zu orientieren, um alle drei in eine Reihe zu stellen, denn alle sind Dystopien. Mein Grafiker hat mir auf dieser Basis drei Vorschläge gemacht, die man auf meiner Homepage auch bewundern kann. Nach Beratung mit meiner Frau habe ich mich für den Entwurf entschieden, der unserer Meinung nach das größte emotionale Echo beim Leser provozieren würde.

Wie hast Du deinen Titel gefunden?
Alle meine Bücher hatten auch mal deutsche Arbeitstitel, aber Piper fand bei meinem Erstling von den verschiedenen Alternativen, die ich vorgelegt hatte, Asylon am besten. Danach waren die griechischen Namen „gebucht“. Megapolis hieß in der Frühphase mal „Menschmaschine“ nach einem Song von Kraftwerk, später „Überstadt“. Aber auch hier wollte ich mich wieder an die beiden Verlagsbücher anlehnen und so wurde daraus eben Megapolis.

Welcher Zielgruppe würdest Du deine Bücher am ehesten empfehlen?
Ich sehe da keine Einschränkungen. Tatsächlich vermittelt mir das Feedback bei Amazon, Facebook und auf meiner Homepage auch das Gefühl, dass meine Bücher von Frau und Mann, Jung und Alt gleichermaßen geschätzt werden. Eine gewisse Affinität zu Fantasy- bzw. SciFi-Stoffen wäre sicherlich nicht schlecht, allerdings habe ich jetzt schon in mehreren Rezensionen gelesen, dass auch Leute die sich selbst ausdrücklich nicht als SciFiFans bezeichnen, das Buch sehr ansprechend fanden. 
 
Dies ist ja das erste Buch gewesen, das du eigenständig herausgebracht hast. Welche Erfahrungen hast du gemacht? Welche Vor- und Nachteile gibt es gegenüber dem Veröffentlichen durch einen Verlag.
Die Selbstveröffentlichung war ein spannender und lehrreicher Prozess. Vor allem haben sie bei mir auch noch mal das Verständnis dafür befördert, welche Leistung und Investition ein Verlag erbringt, wenn er ein Buch veröffentlicht. Schön war es sicherlich, die Kontrolle über jede einzelne künstlerische Entscheidung selbst zu haben. Auch sind die Verdienstmöglichkeiten pro Einzelverkauf deutlich besser. Deutlich schlechter schneidet das Self Publishing allerdings im Hinblick auf das Thema Marketing ab. Verlagsbücher sind durch Kataloge und die Orders der Buchhandlungen viel sichtbarer. Ein Self Publisher kann marketingmäßig noch so sehr klappern und wird doch nie diese Reichweite haben.

Hast du bereits Pläne für neue Romane?
Ja. Mein Agent hat mich endgültig weichgekocht. Mein nächstes Buch wird mit einiger Sicherheit ein waschechter Krimi mit Mysterykomponente aber ohne Fantasyelemente sein. Das ist – muss ich zugeben – auch eine ökonomische Entscheidung, denn bis jetzt hat sich das Schreiben für mich finanziell kaum gelohnt, aber dafür ein Unmaß an Zeit verschlungen, die sonst Freizeit mit Familie oder für Hobbies gewesen wäre. Ich werde versuchen, der Fantastik insoweit treu zu bleiben, als ich die reale Handlung zumindest in einer leicht kafkaesken Atmosphäre spielen lassen möchte, Mystery eben. Ich hoffe, dass die Leser mir dabei folgen werden.

Welches Buch hat einen nachhaltigen Eindruck bei Dir hinterlassen und ist aus Deinem Bücherregal nicht mehr wegzudenken?
Da gibt es so einiges. Momentan lese ich als Vorbereitung auf den Krimi gerade die Hannibal Lecter Serie von Harris. Die ist ohne Zweifel ein Gesamtkunstwerk, das Maßstäbe gesetzt hat. Hätte Harris nicht die Idee gehabt, eigentlich „langweilige“ Laborratten zu Ermittlern zu machen, wären heutige Serien wie CSI gar nicht denkbar. Und Hannibal ist ohne Zweifel eine der denkwürdigsten Figuren der neueren Literaturgeschichte.

Wenn Du in Dein eigenes Bücherregal schaust – welches Genre ist hier am meisten vertreten?
Ich lese wirklich querbeet. Da gibt es keine Schwerpunkte. Mein Traum ist, irgendwann in jedem namhaften Genre auch mal etwas Vernünftiges geschrieben zu haben, auch einen Liebesroman. Ja, wirklich.

Mit welcher literarischen Figur würdest Du gerne einmal einen Tag verbringen?
Scheherazade. Die könnte mir dann noch was beibringen.



Danke für dieses tolle Interview :)


 Copyright © Julia

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