Dienstag, 29. April 2014

In einer anderen Welt

Zu Beginn der Science Fiction – Wochen stelle ich euch eines der ungewöhnlichsten Bücher der letzten Zeit vor. Obwohl dieses Buch eher ein Jugend-/Fantasy- , als ein Science Fiction Roman ist, bildet es einen guten Einstieg in das Thema.
Was ich damit meine werdet ihr in der folgenden Rezension sehen.

 In einer anderen Welt 

 
Jo Walton
300 Seiten
Golkonda Verlag (15. März 2013)

Beschreibung: 

 

Die fünfzehnjährige Morwenna ist auf der Flucht vor einer Mutter, die sich der finsteren Magie verschrieben hat, vor der staatlichen Fürsorge und vor der Erinnerung an den Tod ihrer Zwillingsschwester. Am schlimmsten trifft sie jedoch, dass sie ihre Heimat verlassen muss, das märchenhafte Wales, und damit ihre einzigen Freunde, die Feen und Geister, die dort in den Wäldern zu Hause sind.

Auch ihr Vater, den sie nie gekannt hat, möchte sie nicht bei sich aufnehmen und schickt sie auf ein Mädcheninternat, wo sie mit der Verständnislosigkeit der Lehrer und dem maßlosen Ehrgeiz der anderen Schülerinnen fertig werden muss. Verzweifelt greift sie zu der Magie, die sie seit ihrer Kindheit begleitet, einer Magie, die niemand außer ihr sehen kann. Und zu ihren Büchern. In Science-Fiction- und Fantasy-Romanen findet sie mehr als nur flüchtigen Trost: Sie öffnen Tore zu anderen Welten, und das nicht nur im übertragenen Sinne.

Als ihre Mutter zu einem neuerlichen Schlag ausholt, sind es Bücher, in die Morwenna ihre ganze Hoffnung setzt ...

Ausgezeichnet mit dem
Hugo Award als bester Roman des Jahres
Nebula Award als bester Roman des Jahres
British Fantasy Award als bester Roman des Jahres 

-Amazon 

 

Inhalt:

 

Die Geschichte spielt in Wales im Jahr 1979. Wie bereits ihr Vater es vor Jahren getan hat, so ist auch die 15jährige Morwenna vor ihrer grausamen Mutter geflohen, die und da ist Mor ganz sicher, eine Hexe ist. 
Nun sucht Morwenna bei genau diesem und seinen drei merkwürdigen Schwestern Zuflucht vor ihrer Mutter, doch wird sie weit entfernt auf ein Internat geschickt. Für Morwenna, die eine sehr fröhliche, magische Kindheit hatte, kommt dies einer Beschneidung ihrer Persönlichkeit gleich. Sie fühlt sich eingeengt und vollkommen allein. Sie versteht die dort herrschenden Regeln nicht und gewinnt so keine Freunde. 
Nur die Bücher in der Schulbibliothek und später in der Stadtbibliothek geben ihr Rückhalt und Zuversicht, während sie sich nach der Unbeschwertheit ihrer Kindheit sehnt. Nach den Feen, der Freiheit zu Rennen, den magischen Landschaften und ihrer verstorbenen Zwillingsschwester. 
Da dieser Roman in Tagebuchform geschrieben wurde, wird man intensiv in Morwennas Gefühlswelt hineingezogen, welche eine der sympatischsten und stärksten Heldinnen ist, die mir bis bisher begegnet sind. Dementsprechend fallen die anderen Figuren aber leider eher weniger auf, beziehungsweise werden nur durch Morwennas subjektive Sicht dargestellt. So bleibt ihr Vater ein fremder für sich und ihre Mutter stellt sie als böse Hexe dar, woran sie auch bis zum äußersten glaubt. Genauso, wie an die Feen, die sie immer wieder auf gefährliche Missionen schicken. 
In wie fern das zutrifft ist dem Leser selbst zu glauben überlassen. 
Dieses Buch ist ins einer Grundform eine Geschichte über das Leben eines sich verstoßen fühlenden, jungen Mädchens auf dem Weg zum Erwachsenwerden und ihren Umgang mit den damit verbundenen Problemen. Darüber hinaus ist ein ein außergewöhnlicher Fantasy-Roman, der mit den bekannten Motiven dieses Genres spielt und, ähnlich wie in dem Film Pans Labyrinth, damit eine neue Ebene der Dinge erschafft. Sicherlich kann man viel der Magie mit der sich Mor umgibt logisch erklären und es als Schutzmechanismus eines kleinen Mädchens halten, welches mit großen familiären Tragödien zu kämpfen hat, doch gleichzeitig kann man, genau wie Morwenna, diese akzeptieren und sich hinein ziehen lassen in dieses mystische Reich. Dies wird auch verdeutlicht durch scheinbar Außenstehende, die jedoch, da sie zu glauben bereit sind, von Morwenna in die Magie einführen lassen können. Die Autorin überschreitet also die Grenze zwischen Realität und Magischem und zeigt damit auf, dass jeder wenigsten ein Stück von der Magie erleben kann, wenn man auch bereit ist zu sehen und zu glauben.
Dieses Buch hat neben diesen beiden bereits sehr interessanten Ebenen jedoch noch eine dritte zu bieten. Es handelt sich hierbei um eine Abhandlung, aus Morwennas Sicht, der damals zeitgenössischen Science Fiction – und Fantasy-Romanen. Falls man bis dahin geglaubt hatte, man kenne bereits doch einige Romane, so belehrt ein dieses Buch eines Besseren. 
Es lohnt sich also immer einen Zettel und einen Stift bei sich zu haben, um die ganzen Autoren und Titel aufzuschreiben, welche man unbedingt noch lesen muss.
Der Schreibstil wirkt zuerst etwas gewöhnungsbedürftig, was auch der zu Beginn sehr langsamen und ruhigen Geschichte zu schulden ist. Die Tagebuchform und die Erzählweise von Morwenna wirken zuerst eher dem Lesefluss hinderlich und haben mir zumindest Probleme bereitet. Doch je weiter man in dem Buch voranschreitet über spannender und einnehmender wird es. Dies liegt nicht wirklich an der plötzlich rasanter werdenden Handlung, denn eigentlich dümpelt diese weiter vor sich hin. Stattdessen wird man immer tiefer in Morwennas Gefühlswelt hineingezogen und während die ersten Seiten noch wie ein Kampf wirken, fliegen die letzten nur so dahin. 
 

Fazit:

 

Ich habe mich für dieses Buch entschieden, da ich schon viel positives über Jo Walton gelesen habe und die Review über dieses Buch sehr spannend klang. Als ich damit begonnen hatte, traf es jedoch nicht das, was ich erwartet hätte. Dies ist für mich jedoch kein negativer Faktor, denn es hat mich dennoch begeistert. Selten hatte ich einen so außergewöhnlichen Roman in der Hand, den man nur schwerlich in ein Genre pressen kann. Genau das ist auch der Grund, weshalb es viele wohl nach den ersten Seiten enttäuscht beiseite legen. Dieses Buch ist halt, wie man aus meiner Rezension bereits schon entnehmen kann, kein gewöhnlicher Fantasy-Roman, sondern zeigt viel mehr die Wichtigkeit des Lesens und der eigenen Fantasie auf, welche in der Zeit des Fernsehens, der Smartphones und der Computer gerne vergessen wird. Ich würde dieses Buch jedem begeisterten Leser empfehlen. 


Ich habe dieses Buch zu Beginn meiner Themen-Wochen gewählt, da genau das mich sehr fasziniert und dazu animiert hat, mehr und vor allem bereits ältere Science Fiction Bücher zu lesen. Ihr könnt also, falls ihr euch noch nicht mit diesen beschäftigt habt, gespannt sein ;)

 Copyright © Julia

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