Mittwoch, 25. März 2015

Interview Simon Barsch

Der überaus sympathische Autor (Er ist Sherlock Holmes Fan) von Wie ich aus Versehen eine Bank ausraubte Simon Bartsch war so nett und hat sich bereit erklärt mir einige Fragen zu beantworten.
Dafür möchte ich mich zuerst bedanken.  :)
Natürlich möchte ich euch seine wirklich interessanten Antworten nicht vorenthalten. 
Ich hoffe ihr habt genauso viel Spaß beim Lesen wie ich es hatte. 



Stell Dich doch bitte einmal kurz vor.

Geboren in dem Jahr als der künftige Champions-League-Sieger aus Köln letztmalig die Meisterschaft feierte, habe ich zwei Leidenschaften mit auf den Weg bekommen: Sport und Humor. Diesen dürfte ich ein paar Jahre in London schwärzen – eine gefährliche Mischung. Mittlerweile lebe ich mit Frau und Hund in Bonn, arbeite als Journalist und beackere noch immer die Aschenplätze der Fußball-Kreisklasse.


Wie bist Du zum Schreiben gekommen und wann hattest du deine ersten Gehversuche unternommen?

Laut meiner Eltern konnte ich wohl schon erschreckend früh lesen und verfügte wohl in jungen Jahren über eine blühende Phantasie. Bereits in der Schule habe ich sehr viel geschrieben. Allerdings nicht das, was meine Lehrer von mir verlangten. Mein Talent haben sie offenbar auch nicht erkannt, man hat mir eher eine Karriere auf dem Bau prophezeit. Ich muss zugeben, dass ich bis zum Studium auch nur sehr selten (wenn es sich während des Abiturs wirklich nicht vermeiden ließ) ein Buch zur Hand genommen habe. Während der langatmigen Vorlesungen in der Sportpsychologie, Sportpolitik und Biomechanik habe ich sehr schnell die Vorzüge spannender Bücher und damit auch die Leidenschaft zum Lesen entdeckt. Während des Studiums habe ich dann angefangen als freier Journalist für diverse Tageszeitungen und den WDR zu arbeiten und dort auch die Liebe zum Schreiben gefunden. In dieser Zeit – vor mehr als zehn Jahren – ist dann mein erster Krimi entstanden, den ich in den kommenden Jahren veröffentlichen will.

Wie sieht dein Schreib-Alltag aus bzw. wie gestaltest du das Schreiben?
Du eventuell auch schon Erfahrung mit Schreibblockaden machen müssen und hast du Tipps für junge Autoren damit umzugehen?

Einen richtigen Schreiballtag habe ich leider nicht, da ich als Journalist nur noch wenig Zeit habe. Wichtig ist, möglichst wenig Ablenkungspotenzial zu schaffen. Schreiben und im Hintergrund den Fernseher laufen lassen, funktioniert nicht. Jede Ablenkung ist für das Produkt schlecht. Das Schöne am Schreiben ist ja, dass man es überall machen kann – ob im Park, am Rheinufer oder im Büro. Mit Schreibblockaden habe ich eigentlich keine Erfahrungen. Ich schreibe das, was mir in den Kopf kommt. Ein Konzept gibt es wenn nur in meinem Kopf – und dann lass ich laufen! Blockaden habe ich im journalistischen Bereich ab und an. Da hilft es mir mal kurz abzuschalten. Mal mit dem Hund zu gehen oder für eine Stunde aufs Rennrad.

Wo schreibst du am Liebsten bzw. hast du besondere „Rituale“ beim Schreiben?

Am liebsten schreibe ich im Sommer in einem Biergarten. Besondere Rituale habe ich nicht.

Wie kamst du auf die Idee deines Buches? War es eher ein spontaner Einfall? Ein Traum? Oder wurdest du von etwas inspiriert?

Tatsächlich habe ich einen TV-Bericht über einen tourettekranken Jungen gesehen. Dieser hat in einem Supermarkt „Hände hoch, Überfall!“ gerufen. Die Angestellten hat das herzlich wenig interessiert, da sie den jungen Mann kannten. Da habe ich mich gefragt, was wäre wenn der Junge in einer Bank wäre und die Angestellten nichts von der Krankheit wüssten. Somit war die Grundidee geboren. Beim Hundespaziergang habe ich mit meiner Frau die Idee konkretisiert und damit ist der Einstieg zu Jan und Lauras Abenteuer entstanden. 
 
Wie entstehen die Protagonisten Deines Buches? Sind Deine Figuren immer rein fiktiv oder lässt du dich auch von realen Personen inspirieren? 
 
In diesem Fall sind die Protagonisten rein fiktiv. Bei meinem ersten Roman „Entschuldigung? Ich bräuchte mal Ihr Kind!“ soll es angeblich Ähnlichkeiten zu meinen Menschen im Umfeld gegeben haben. Ich weiß von nichts. Welche Personen da wirklich infrage kommen, kann ich nicht sagen. (In London habe ich auch Sarkasmus gelernt.)

Deine beiden Hauptpersonen sind ja schon etwas besonderes, wieso hast du gerade sie zu den Protagonisten deines Buches gemacht? 

Nur so kann das Buch funktionieren. Der Wechsel zwischen Vernunft und kindlichem Leichtsinn sowie Krankheit und vermeintlicher Gesundheit machen den Roman erst humoristisch.

War es schwierig aus Jans Sicht diesen Roman zu schreiben?

Grundsätzlich fand ich es angenehm die einfachen Sätze zuschreiben. Aber es ist eine Gradwanderung. Zum einen will man möglichst einfach schreiben, zum anderen muss es für den Leser trotzdem verständlich bleiben. Einen gewissen Anspruch an die deutsche Sprache muss man als Journalist natürlich wahren. Beim Lektorat sind einige Worte aufgefallen, die Jan so vermutlich nicht sagen würde. Insofern musste ich schon ein wenig nachschleifen. Ich habe mir mit Laura aber bewusst eine Falltür gelassen, ohne jetzt zu viel zu verraten.

Hast du besondere Recherche betrieben, um so eine authentische Darstellung zu bekommen?

Ja. Bei der Kombination Humor und Krankheit bewegt man sich natürlich auf sehr dünnem Eis. Man will und darf dem Kranken nicht zu nahe treten. Deswegen ist eine gründliche Recherche unabdingbar. Es darf sich auf keinen Fall diesbezüglich ein Fehler einschleichen. Bei der Auseinandersetzung mit dem Tourette-Syndrom bin ich oft an meine Grenzen gestoßen. Es ist schockierend wie wenig wir, aber auch die Medien und die Forschung über diese Krankheit wissen. Deswegen unterstützen wir ja auch den InteressenVerband Tic- und Tourette-Syndrom.

Was bereitet dir mehr Schwierigkeiten? Der Anfang oder das Ende Deines Buches?

Das ist schwer zu beantworten. Wenn eine Idee da ist, finde ich meist schnell einen gelungenen Einstieg. Und wie gesagt, dann lasse ich einfach laufen. Bislang ist es immer gut gegangen. Natürlich musste ich immer ein bisschen nachbessern.

Nach welchen Kriterien hast du dich für dein Cover entschieden bzw. wie kamst du auf deine Idee?

Das Cover hat mir, dem Verlag, aber vor allem meiner Frau viel abverlangt. Denn in Sachen Design und Geschmack hat sie das Sagen! Wir haben lange überlegt, ob wir Polaroids von den Sehenswürdigkeiten, einen Koffer voller Geld oder eine Postkarte nehmen. Es ist die Postkarte geworden, weil die ein roter Faden der Geschichte ist. Die Idee den Stempel an der Veröffentlichungsdatum zu knüpfen hatte die Designerin, die das Cover erstellt hat. Das hat mich sehr freudig überrascht.

Wie hast du deinen Titel gefunden?

Komischerweise stand der schon nach den ersten Seiten fest. Das ist eher untypisch. Wir haben in den finalen Zügen vor der Veröffentlichung noch einmal darüber nachgedacht, sind aber vollends damit zufrieden.

Welcher Zielgruppe würdest du deine Bücher am ehesten empfehlen?

Allen Menschen, die gerne Lachen. Auf eine richtige Zielgruppe will ich mich nicht festlegen. Das sieht man schon daran, dass es schwer ist ein richtiges Genre zu finden. Es sind Elemente aus den Bereichen Humor, Dramatik, Liebesroman und Roadmovie enthalten, auch wenn es sicherlich eine Komödie ist – ein Kinderbuch ist es wahrlich nicht.

Welches Buch hat einen nachhaltigen Eindruck bei Dir hinterlassen und ist aus Deinem Bücherregal nicht mehr wegzudenken?

Durch Henning Mankell und Ake Edwardson bin ich überhaupt zum Lesen gekommen. Deswegen sind diese Romane sehr wichtig für mich. Mittlerweile verschlinge ich die Bücher von Michael Robotham, Simon Kernick und vor allem Paul Cleave. Ich finde Cleave genial. Meine Krimis (von denen bereits zwei Manuskripte vorliegen) sind ähnlich skuril angelegt. Beruflich dürfen natürlich die Fußball-WM-Bücher von 1930 bis 2014 (na gut, auch die EM-Bücher von 1960 – 2012 und die Olympia-Bücher von 1896 bis 2014) nicht fehlen, auch wenn das ein wenig nerdig erscheint.

Wenn Du in Dein eigenes Bücherregal schaust – welches Genre ist hier am meisten vertreten?

Das ist recht einfach. Fast 99 Prozent aller meiner Bücher sind im Genre Krimi/Thriller angesiedelt. Vor allem britische und skandinavische Krimis liebe ich. Val McDermid, Ian Ranking, Olliver Harris und Nicci French dürfen nicht fehlen. Aber auch amerikanische Autoren wie Cody McFadyen, Jilliane Hoffmann und Don Winslow finde ich gut. Komischerweise muss man schon lange suchen, um Humor in meinem Regal zu finden. Aber eins ist sicher, ich habe noch ein Bücherregal (Expedit) und so lange es Printbücher gibt, wird es auch stetig befüllt.

Mit welcher literarischen Figur würdest Du gerne einmal einen Tag verbringen?

Lieber nicht mit Joe aus Paul Cleaves „Der siebte Tod“. Das wäre mir schon zu riskant. Ich stelle mir ein Tag mit Sherlock Holmes spannend vor. Erstens würde ich meine zweite Heimat London so schnell wieder sehen und zweitens finde ich seine verschrobene Art gerade in den neuen TV- und Kinoproduktionen unheimlich originell. Aber auch ein Tag mit Jan und Laura hätte sicherlich viele Abenteuer parat. 


Danke :)  


                                                                                                               Copyright © Julia
 

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