Dienstag, 30. Juni 2015

Traumlieder 3




  


George R.R. Martin
832 Seiten  
Heyne Verlag (11. Mai 2015)







 
 Bescheibung

Die Krönung in der einzigartigen Sammlung der besten Storys vom Meister der Fantastik

George R. R. Martin, einer der erfolgreichsten Fantasy-Autoren aller Zeiten, hat mit seinem mehrbändigen Epos »Game of Thrones« ohne Zweifel die moderne Fantastik revolutioniert. Dass er auch andere Gattungen beherrscht, beweist er in seinen »Traumlieder«-Bänden, in denen seine besten Fantasy- und Science-Fiction-Storys zusammengefasst sind. Ein Ausflug in die atemberaubende Welt von Twilight Zone und ein Wiedersehen mit Haviland Tuf, dem unwiderstehlichen Helden aus George R. R. Martins Bestseller »Planetenwanderer« sowie zahlreiche weitere Erzählungen machen »Traumlieder 3« zum krönenden Abschluss einer einzigartigen George-R.-R.-Martin-Retrospektive . 
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Inhalt

Wie die letzten beiden Bände findet auch hier eine Dreiteilung statt. Der erste Teil beinhaltet zwei Drehbücher, eines wurde zu einer, leider sehr gekürzten Fassung, Folge von The Twilight Zone, das andere schaffte es leider nicht auf den Bildschirm, aber darauf gehe ich später nochmal ein. Im mittleren Teil erzählt George R.R. Martin wie es zu der, in Amerika sehr beliebten Reihe Wild Cards kam, die auch in Deutschland bereits zwei Veröffentlichungen hat. Aus dieser Serie hat er zwei Geschichten herausgepickt. Der dritte Teil hat, anders als sonst, keinen roten Faden, sondern ist eine Ansammlung verschiedenster Geschichten. Aus der deutschen Version wurde Der Heckenritter aus dem Band gestrichen und durch eine Rede, welche er bei der World Science Fiction Convention im August 2003 in Toronto gehalten hatte, ersetzt, da diese gerade ebenfalls in Deutschland als Werk herausgebracht wurde. Über diese Entscheidung kann man denken, was man möchte, jedoch lasse ich dies nicht in meine Bewertung mit einfließen, die wie bei den letzten Bändern durchweg positiv ist. Gekrönt wird jeder Abschnitt mit einer kurzen, persönlichen Zusammenfassung seines Lebens und die Hintergründe und Entstehungsgeschichten einiger Geschichten. So erzählt er im ersten Teil, dass GoT keineswegs seine erster Ausflug ins Filmbusiness war und wie mühsam der Weg nach Hollywood ist. Im zweiten Abschnitt wird erzählt, wie ein Spiel unter Freunden zu einer der coolsten Superheldenreihe überhaupt wurde. Im letzten Teil, der mir besonders gut gefallen hat, da er dort auf die Klassifizierung von Genres eingeht, sich fragt in wie fern diese sinnvoll und und den Kern aller Geschichten aufdeckt. 

>>Wir können uns alle möglichen Definitionen für die Science-Fiction-, Fantasy- und Horror-Literatur ausdenken. Wir können Grenzen ziehen und Etiketten beschriften, doch am Ende kommt immer die gleiche alte Geschichte raus, die vom Herz des Menschen im Widerstreit mit sich selbst handelt.<<


Wie bei den letzten Malen, werde ich auch dieses Mal ein paar Geschichten heraussuchen, die einen besonderen Eindruck bei mir hinterlassen haben und näher darauf eingehen, aber zum Schluss dennoch nochmal auf das gesamte Buch im Rückblick zu den anderen beiden Bänden eingehen.

Es ist sehr schade, wenn man eine spannende Idee, eine gut durchdachte, funktionierende Geschichte und ausgeklügelte Drehbücher hat und die Serie es dennoch nicht ins Programm schafft. Dann liegt dies zumeist am Network, am Timing oder wie in diesem Fall, an beidem. Doowarys, das zweite der beiden Drehbücher, hat es leider niemals geschafft verfilmt zu werden, was wirklich sehr schade ist, denn bereits beim Lesen des ersten Drehbuches merkt man, dass diese wirklich Potenzial gehabt hätte. Die Geschichte ist von der Kurzgeschichte Die einsamen Lieder Laren Dorrs, welches im zweiten Band zu finden war, inspiriert und erzählt von Tom und Cat. Cat flieht von Welt zu Welt, um vor ihren Verfolgern zu entkommen. Dabei reist sie durch Tore und weiß nie, wo sie als nächstes landet. In der ersten Folge sollte sie auf Tom treffen, welcher als Krankenpfleger arbeitet und vertrauen zu der merkwürdigen, jungen Frau aufbaut. Als Cats Verfolger wieder auftauchen, bleibt Tom nichts anderes übrig, als mit ihr durch das nächste Tor zu fliehen, nicht wissend, ob er jemals in seine eigene Welt zurückkehren kann. Die Geschichte funktioniert einfach, auch heute hätte diese eine Chance im aktuellen Serienprogramm, auch wenn der Aufbau des Drehbuchs überarbeitet werden müsste. Die Geschichte ist spannend, die Hauptfiguren liebenswert und das Setting der ersten Folge wirklich gut gewählt. Die Leseart eines Drehbuchs ist darüber hinaus mal etwas anderes und man gewinnt einen Einblick, wie so etwas auszusehen hat. 

Aus der zweiten Kategorie eine Geschichte auszuwählen ist gar nicht so einfach, da beide aus dem Wild Cards Universum stammen und ohne etwas Vorwissen nicht so einfach verständlich sind. Dennoch hat mich die zweite der beiden Geschichten sehr berührt und deshalb werde ich versuchen grob in die Hintergründe einzuführen. Jedoch kann ich die Wild Cards Reihe nur empfehlen, die eine Zusammenarbeit verschiedener Autoren darstellt und wirklich lesenswert ist. In Aus dem Tagebuch des Xavier Desmond, erzählt dieser Joker, ein äußerlich veränderter Mensch, in seinem Fall hat er einen eigentlich äußerst praktischen Rüssel, von seiner Weltreise, die er mit anderen Jokern, sowie Assen, Menschen mit Superkräften, die jedoch keine oder kaum äußerliche Veränderungen aufweisen. Xavier stammt aus Jokertown, einem Ghetto in dem nur Joker, welche wegen ihrer Missbildungen von der restlichen Gesellschaft denunziert und sogar verfolgt werden, leben und gilt eigentlich als dessen Bürgermeister. Kurz vor seinem Tod begibt er sich auf eine Weltreise, um die Lebensweisen anderer Joker in der Welt zu ergründen. Wenn man sich auf diese Welt einlässt, findet man hier eine sehr emotionale, tiefgründige Geschichte mit politischen und moralischen Hintergrund. Durch die sehr persönliche Sicht des liebenswerten Hauptcharakters, bekommt sie noch eine eigene Ebene. Mir hat diese Geschichte so gut gefallen, da man den Umgang mit Jokern und Assen auch auf unsere Welt übertragen kann und zeigt, wie mit Minderheiten umgegangen wird.

Aus dem letzten Teil eine Geschichte herauszusuchen war sehr schwierig. Da jede für sich etwas besonderes ist. So zeigt George R.R. Martin in Belagert, dass man niemals eine Geschichte oder Idee wegwerfen sollte. Sie beruht auf Die Festung, welches sich in Traumlieder Band 1 befunden hatte. Die vorher jedoch rein historische Geschichte wurde hier jedoch zu Science Fiction umgewandelt. Damit zeigt er, wie wandelbar Geschichten doch sein können, wenn man nur einige Dinge ändert. Aussichtslose Varianten ist eine Kurzgeschichte über Schach, ja so etwas gibt es, deckt jedoch zugleich die größten Schwächen und Stärken des Menschen auf und zeigt die Resultate, wenn man sich zu sehr daran festhält. In Die Glasblume wird man in das Universum der 1000 Welten entführt, der das erste Band beinahe vollkommen gewidmet war. Es stellt die Frage nach dem menschlichen Sein, nach dem Leben und der Unsterblichkeit. Bilder seiner Kinder ist eine Horrorgeschichte, die jedoch auch von dem Leben eines Autors erzählt, dass nicht immer so verläuft, wie man es denkt. In der Haut des Wolfes, eine Detektivgeschichte mit Werwölfen, wurde nun als Serieadaption bestätigt und wird demnächst hoffentlich auch erscheinen.
Die Rede als Ehrengast war ein kurzweiliges Vergnügen, besonders da ich ihn kurze Zeit später wirklich gesehen habe und einige Dinge, die er damals erzählt hatte, noch immer wiederholt. Darüber hinaus war es ein gelungenes Ende für diese drei Kurzgeschichtensammlungen.

Fazit:

Das dritte Band ist deutlich schwächer als das zweite Band, welches in meiner Sicht das beste der Reihe ist. Die Geschichten sind nicht so spannend, was sicherlich auch an dem Genre und der Aufteilung liegt. So sehe ich die beiden Wild Cards Geschichten zum Beispiel eher als problematisch an. Ich hatte das erste deutsche Wild Cards gelesen, wenn man jedoch noch keine Berührung damit hatte, könnte gerade der mittlere Teil sehr schwierig werden, da kaum Erklärungen über die Ursache und die Entwicklungen zu finden sind. Bei beiden finden sich Andeutungen, die jedoch zu noch mehr Verwirrung führen könnten. Für Leser, die sehr viel Freude an der ersten deutschen Wild Cards Veröffentlichung hatten, werden aber an diesen beiden Geschichten ihre Freude haben. An den Kurzgeschichten im dritten Teil lässt sich kaum meckern. Die Schachgeschichte hat sich etwas gezogen, besonders für Leser wie mich, die sich so gar nicht mir Schach auskennen. Belagert hat mir deutlich besser gefallen, als Die Festung und ich habe mich sehr gefreut, nocheinmal eine Geschichte über eine der 1000 Welten lesen zu können. Wirklich schade, dass es da keine Reihe gibt.

Generell gesehen, ist dieses Buch ein gelungener Abschluss und ich kann sagen, dass sie meine Liebe zu Kurzgeschichten entfacht haben und ich schon bald die nächsten Kurzgeschichtensammlungen lesen werde.


Copyright © Julia


 

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